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Die Porträtmalerei ist ein uraltes Genre der Kunst. Und auch in Alfred Lehmanns Oeuvre ist diese traditionsreiche Gattung mit immerhin 70 Werken – meist Brustbilder, die das Gesicht als Zentrum der Persönlichkeit in den Vordergrund stellen, – vertreten. Die Hälfte davon sind Selbstbildnisse – entstanden vor allem in den beiden letzten Lebensjahrzehnten des Künstlers. Einen weiteren bedeutenden Teil machen Bilder aus, die Lehmann von seiner Frau gemalt hat.
Klassische Auftragsporträts sind bei Alfred Lehmann also deutlich in der Minderzahl. Und das gibt dem Maler ein hohes Maß an gestalterischer Freiheit: Lehmann muss keine Bilder schaffen, auf denen sich ein großzügiger Mäzen möglichst gut getroffen sieht, sondern kann sich in der Regel ungehindert
seinem Kunstwollen hingeben.
Die Folge: Lehmann ist auch bei seinen Porträts ganz er selbst – nicht naturalistischer Chronist, sondern vor allen Dingen Maler im Hölzelschen Sinne, der sich intensiv mit der Wirkung von Farben, Formen und Licht beschäftigt. So beschränkt sich beispielsweise das "Selbstbildnis vor Büchern" ganz auf die elementaren Merkmale des Gesichts und fasziniert in erster Linie durch die Intensität des Farbauftrags. Bei Bildern wie "M.-L. im grauen Kleid" kommt Lehmanns Interesse an rein malerischen Aspekten (hier an der Farbe Grau) bereits im Titel zum Ausdruck.
Trotzdem lässt sich Alfred Lehmann nie dazu hinreißen, den Menschen als reines Studienobjekt der Kunst zu missbrauchen. Das Eingehen auf die Individualität des Porträtierten und der malerische Impetus halten sich größtenteils die Waage – eine Aussage, die Lehmanns Malerfreund Manfred Pahl mit folgenden Worten bestätigt:
"Einige sehr wichtige Leistungen auf diesem Gebiet sind Zeugnisse einer harmonischen Einordnung des Individuellen in das gesamtmalerische Ereignis. Wenn auch individuelle Charakteristika nicht zum Bildthema wurden, ist umso mehr die meisterhafte Vereinfachung der Farbformen unter völliger atmosphärischer und stofflicher Präsenz der Persönlichkeit geleistet."
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